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Press Clippings > Wie kaufe ich in Vilnius eine Busfahrkarte?

Press clipping, published in the Generalanzeiger, 22. March 2005

„Wie kaufe ich in Vilnius eine Busfahrkarte?"
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Eu-PROJEKT Alexandra Haas und Simone Schlüter von der Volkshochschule Rhein-Sieg arbeiten
mit europäischen Bildungsträgern zusammen. Lehrgang fördert interkulturelles Bewusstsein


Die Volkshochschule Rhein-Sieg beteiligt sich seit Oktober 2003 an einem EU-geförderten Innovationsprojekt in der Erwachsenenbildung. Zusammen mit Vertretern von 13 Bildungseinrichtungen aus neun europäischen Staaten entwickeln sie einen Lehrgang für Lehrer und Kursleitende, der das interkulturelle Bewusstsein fördern soll.
Über das G 1-Projekt „Teaching Culture - A Teacher Training in Intercultural Awareness" sprachen VHS-Leiterin Mechthild Tillmann, Projektleiterin Alexandra Haas und ihre Assistentin Simone Schlüter mit Nadine Otto.

GA:
Wie ist Ihre Kooperation mit europäischen Bildungsträgern entstanden?
MECHTHILD TILLMANN: Die EU fördert über Grundtvig-Mittel Austausch und Kooperation zwischen Partnern aus der Erwachsenenbildung. Einige Partner kannten wir aus einem früheren Projekt, andere haben sich nach einem Seminar angeschlossen.
GA: Wie sieht die Förderung durch die EU konkret aus?
ALEXANDRA HAAS: Wir erhalten Fördermittel für ein dreijähriges Projekt. Unser Gesamtetat beträgt 450 000 Euro. Die EU unterstützt uns, einen Teil müssen wir selbst finanzieren.

GA: Was sind die Ziele des Projektes?
HAAS: Wir entwickeln ein Training für Kursleitende, in welchem sie interkulturelle Kompetenz entwickeln und lernen, interkulturelle Kommunikation in ihrem Unterricht zu thematisieren.
TILLMANN: Weiterbildner aus verschiedenen kulturellen Kontexten lernen sich in ihren Eigenarten kennen. So schaffen sie für sich selbst, später dann als Multiplikatoren in der Erwachsenenbildung, die Grundlage für das Verständnis für die Kultur der Anderen. Am Ende entsteht daraus ein europäisch erprobter Lehrplan für das Vermitteln von Interkulturalität.
GA: Nennen Sie ein Beispiel.
TILLMANN: Um es einmal deutlich zu machen: In einer Gemeinde wie Eitorf sind mehr als 21 Prozent der Menschen Migranten. In so einer Gemeinschaft wäre interkulturelles Lernen für viele die ideale Grundlage für mehr Verständnis und besseres Zusammenleben. Das beginnt in der Gemeindeverwaltung, erstreckt sich über
Interkulturelles Bewusstsein wollen Alexandra Haas und Simone Schlüter (von links) fördern.

Alexandra Haas and Simone Schlüter
FOTO: AXEL VOGEL
Lehrerinnen und Kindergartenpersonal bis hin zu Ärzten und Betriebsräten. Gleichzeitig wird deutlich, dass es auch bei einer Einrichtung wie der Volkshochschule stets multi-kulturelle Lerngruppen gibt. Und das nicht nur im Deutschunterricht, sondern auch im PC-Kurs und im Bereich Kultur.

GA: Wer sind Ihre Partner?
SIMONE SCHLÜTER: Wir arbeiten mit dreizehn Partnern aus Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Irland, Litauen, Österreich, Rumänien, Schwedenund Spanien.
Das Spektrum reicht
von einem ethnischen Kulturzentrum in Vilnius/Litauen über die Volkshochschule in Salzburg bis hin zur Universität Leon in Spanien.

GA: Welche Aufgaben übernimmt die VHS Rhein-Sieg?
HAAS: Wir haben das Projekt entworfen, beantragt und wurden von der EU als Projektleiter bestätigt. Konkret bedeutet das, wir kümmern uns um die Projektabwicklung und -abrechnung und die Berichte nach Brüssel. Außerdem entwickeln wir ein Modul zum interkulturellen Lernen.
SCHLÜTER: Ich verwalte das Projekt und koordiniere den Ablauf. Es müssen zum Beispiel Reisen, Unterbringung und Material für die halbjährlichen Treffen abgestimmt werden. Die Kommunikation mit den einzelnen Partnern läuft überwiegend über E-Mails.

GA: Was haben Sie und ihre Partner bisher erarbeitet?
HAAS: Wir haben den Trainingskurs vollständig entwickelt, der erste Testlauf hat im Dezember begonnen. Die zwölf Teilnehmer kennen sich bisher nur virtuell durch die Lernplattform, mit der sie arbeiten. Im Mai
wird es jetzt aber „real'. Sie fahren für zehn Tage nach Vilnius, um selbst zu erfahren, wie man sich in einer „fremden Kultur" fühlt. Wie etwa kaufe ich eine Busfahrkarte? Das ist alles gar nicht so einfach, wenn kaum jemand der englischen Sprache mächtig ist. SCHLÜTER: Unser Kursmaterial ist dem Wechsel von Online-Lernen und Präsenzphasen angepasst.
Wir haben eine CD-ROM mit Lernprogrammen und eine Internetplattform entwickelt, über die die Online-Module laufen. Daneben gibt es eine Mappe mit Anleitungen und Aufgaben, die man in die Hand nehmen und mit dem Tutor besprechen kann.

GA: Wo gibt es Probleme?
HAAS: Wirkliche Probleme hatten wir bisher keine. Es kommt aber zu Missverständnissen und Diskrepanzen, die man im nationalen Arbeitsumfeld so nicht kennt.
SCHLÜTER: Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Fragen der „Netiquette", der Umgangsformen im Internet, mussten geklärt werden. Wie lang sollen die E-Mails sein, wie oft informieren wir alle Partner? So haben wir als erstes interkulturelles Lernprogramm einen Regelapparat für die Daten-Kommunikation entwickelt.

GA: Welche positiven Erfahrungen haben Sie gemacht?
HAAS: Es geht uns nicht nur um Wissen, sondern vorrangig um Erfahrungen im Zusammenleben und daraus resultierende Handlungskompetenz. Im Frühjahr 2004 haben wir das Konzept für die Kompaktwoche mit einer internationalen Studentengruppe in Irland erprobt und dokumentiert. Dabei zeigte sich: Schweden, Briten, Iren und Deutsche können sich gut über interkulturelle Themen austauschen, aber die Realität sieht anders aus. So bestanden die Schweden darauf, dass wir unsere Schuhe ausziehen, obwohl der Fußboden des Cottages eisig war. Das hört sich nach einer Kleinigkeit an, verdeutlicht aber die zahllosen Klärungsprozesse, die einem harmonischen Miteinander in jeder Gemeinschaft vorangehen.

GA: Was folgt nach dem Probelauf der Lehrer-Fortbildung?
HAAS: Der erste Probelauf und das Konzept der Fortbildung werden von Teilnehmern, Trainern und Projektpartnern evaluiert. Im Winter 2005 starten wir den zweiten Probelauf, um zum Projektende ein tragfähiges Konzept für eine interkulturelle Lehrer-Fortbildung zuhaben.

GA: Das Projekt läuft im Oktober 2006 aus. Was folgt dann?
HAAS: Zwei konkrete Auswirkungen wird „Tesching Culture" haben. Wir bieten das Fortbildungskonzept als Lehrmaterial an. Und wir wollen die vor Ort arbeitenden Multiplikatoren als international gemischtes Team trainieren. So bleibt das Netzwerk aufrecht erhalten.
TILLMANN: Für die VHS Rhein-Sieg bedeutet die Projektleitung ganz neue Perspektiven.
Projektarbeit macht Lust auf mehr. Wir arbeiten bereits an einer neuen Idee, bei der es um kollegiale Beratung und Benchmarking gehen wird.


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